Erwin Rüddel im Austausch mit Facharzt Dr. med. Wolfgang Treiber

05.08.2022

Unterfinanzierte Versorgungsstrukturen wären bei der Nephrologie akut lebensbedrohlich. Linz. „Wenn Versorgungsstrukturen unterfinanziert sind, ist das lebensbedrohlich“, lautete eine Kernaussage des Facharztes für Innere Medizin und Nephrologie, Dr. med. Wolfgang Treiber im Austausch mit dem heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten und Gesundheitsexperten Erwin Rüddel am Standort Linz des Nieren- und Hochdruckzentrums Mittelrhein.

Das NHZM gehört dem Verband Deutscher Nierenzentren e.V. an, der mit über 450 inhabergeführten nephrologischen Zentren 46 Prozent aller Dialyseeinrichtungen für nierenkranke Patienten deutschlandweit stellt. Diese versorgen Patienten vor und nach einer Nierentransplantation umfassend und verhindern in zahlreichen Fällen über Sekundärprävention mittelfristig den Funktionsverlust der Nieren.

Der Verband DN hatte sich explizit an den Gesundheitspolitiker gewandt, um auf die für die Patientinnen und Patienten lebenserhaltende Arbeit und die besonderen Herausforderungen der Dialyse-Zentren, die immer funktionieren müssen, um Leben und Wohlbefinden zu sichern, hinzuweisen.

Dazu muss man wissen, dass derzeit ca. 9 Mio. Deutsche an einer chronischen Nierenkrankheit leiden, wovon 95.000 Menschen auf eine lebenserhaltende Nierenersatztherapie angewiesen sind. Mehr als 9.100 Personen stehen momentan auf der Warteliste für ein Spenderorgan, davon warten aktuell über 7.000 auf eine Nierentransplantation.

Laut Prognose des Statistischen Bundesamtes steigt die Bevölkerungsgruppe „65 Jahre und älter“ in den nächsten fünf Jahren von 18,8 auf 20,4 Millionen in Deutschland. Dies bedeutet, dass die Altersgruppe, die der nephrologischen Diagnostik, Therapie, Prävention und notfalls auch Nierenersatztherapie bedarf, stark zunimmt.

Nephrologe Dr. Treiber teilte mit, dass die ambulante Versorgung in den inhabergeführten nephrologischen Zentren in Deutschland im internationalen Vergleich vorbildlich ist: Sie erfolgt flächendeckend auf hohem Niveau und unterliegt Qualitätssicherungsverfahren.

Dialysepatientinnen und Dialysepatienten werden in der Regel dreimal wöchentlich mit Nachweis je vier Stunden dialysiert werden und verbringen somit einen großen Teil ihrer Lebenszeit im Dialysezentrum. Für das NHZM bedeutet das 20.000 Dialysen pro Jahr bei 160 Dialysierten aus dem Landkreis Neuwied und Nachbarkreisen.

Um das gewährleisten zu können, sind eine gute personelle Ausstattung sowie eine auskömmliche Finanzierung der Personal- und Sachkosten unabdingbar. „Der Fachkräftemangel, die Gehälter-Konkurrenz mit anderen Krankenhäusern, sind nur zwei Ursachen“, so der Nephrologe, der anmerkte, dass sich die Situation seit 2013 unverändert darstellt und dass sich „sämtliche Infrastrukturkosten inklusive Personalkosten“ negativ ausweisen. „Wir haben eine schlechte Lobby“, resultierte der Facharzt. „Ich werde mich in Berlin konsequent für eine auskömmliche Finanzierung dieser lebensnotwenigen Versorgung einsetzen“, antwortete Rüddel.

Auf die Frage des heimischen Gesundheitspolitikers, ob gegebenenfalls über ein Verbot der Zeitarbeit im Gesundheitswesen eine Entspannung der Situation herbeizuführen sei, äußerte der Arzt: „Zeitarbeitskräfte kommen uns doppelt so teuer. Da wir speziell ausgebildete Pflegekräfte brauchen, wäre Zeitarbeit nur eine Notlösung, um Lücken zu füllen.“

Dabei müsse immer bedacht werden, dass auf dem Gebiet der Nephrologie nichts runtergefahren werden könne und es keinen Notbetrieb gebe. Zudem steht die Nephrologie im Franziskus-Krankenhaus Linz für Akuttherapie. „Wenn wir fallen, fällt auch ein guter Teil der stationären Behandlung“, konstatierte Dr. Wolfgang Treiber. Es bedürfe sowohl personell, als auch finanziell dringend einer notwendigen und überfälligen Neubewertung, waren sich die Gesprächspartner einig.

„Zur Behandlung des akuten chronischen Nierenversagens stehen in Linz und in Neuwied alle Verfahren der Nierenersatztherapie inklusive der Hämodialyse, bei der das Blut außerhalb des Körpers -extrakorporal- gereinigt wird sowie Bauchfelldialyse als manuelles und maschinenunterstütztes Verfahren zur Verfügung“, bekräftigte Erwin Rüddel.


Bildunterzeilen:

CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel im Austausch mit Nephrologe Dr. Wolfgang Treiber.   (Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel)